Rokoko Sekretär
geschnitzt und polychrom gefasst
Russisch, 18. Jahrhundert
107 x 92 x 57 cm
Feiner Schrägklappen-Sekretär mit Blumen- und Rocaillen-Schnitzereien, grün-grau gefasst in zarten Rosa- und Blautönen gehöht. Inneneinrichtung in Holztönen gehalten mit kleinen Schubladen und offenem Mittelfach.
Provenienz:
Stammt vom sogenannten Russischen Hof in Horsens. 1780 reisten russischen Großfürsten und Großfürstinnen, Katharina (1741-1807), Elisabeth (1743/1744-1782), Peter (1745-1798) und Alexej (1746-1787) auf Veranlassung ihrer Tante, Königin Juliane Marie, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1729-1795) und zweiten Ehefrau König Frederik V., von Russland nach Dänemark und entkamen so der zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 35 Jahre andauernden Gefangenschaft in Cholmogory bei Archangelsk. Nachdem ihr großer Bruder, Iwan VI. als Kind im Zuge einer Palastrevolution 1741 von Zarin Elisabeth, der Tochter Peters des Großen, entthront worden war, galten sie den Zarinnen Elisabeth und Katharina aufgrund ihres rechtmäßigen Erbanspruchs auf den Zarenthron als Gefahr. In Horsens lebten die Ankömmlinge mit großem Hofstaat von 46 Personen in zwei extra für sie umgebauten Häusern, die als Palais in Horsens bzw. später als Jørgensens Hotel bekannt wurden. Sie kehrten nie nach Rußland zurück und wurden nach ihrem Tod in der Klosterkirche von Horsens begraben. Katharina, die Älteste, starb 1807. Sowohl zu Lebzeiten der Großfürsten als auch nach ihrem Tod wurde Inventar aus dem Palais verkauft. Das oben genannte Schreibmöbel gelangte auf den in der Nähe gelegenen Herrensitz Rathlousdal, wo es wiederum durch Poul Claudius Nielsen (1893-1943) erworben wurde. Als Nielsens Witwe sich mit Konsul Henry V. Boye (1896-1974) vermählte, ging es in den Besitz der Boye-Famile über. In der Zeit von 1920 bis 1940 befand sich der Sekretär in den Gentofte Samlingen (Slgen. Poul Claudius Andersens (1893-1943) und Konsul Henry V. Boyes (1896-1974)).