Le Beau, Alcide: Korsische Landschaft
Alcide Le Beau (1873 – 1943)
KORSISCHE LANDSCHAFT
Gemalt 1905
Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm
Signiert links unten: A. Le Beau
„Sie malen wie die Wilden.“ (Louis Vauxcelles, 1905)
1905 stellte Le Beau auf dem Pariser Salon d’Automne im gleichen Saal wie Matisse, Marquet, Vlaminck, Derain, Dufy, Valtat, Camoin u.a. aus und wurde vom Kunstkritiker Louis Vauxcelles zu den Fauves (Wilden) gerechnet. Die Künstler akzeptierten die Bezeichnung bereitwillig als Gruppennamen, und der Fauvismus (1905-1910), einer der kurzlebigsten, aber enorm einflussreichen Kunststile, war geboren. Henri Matisse‘ Grundsatz: „Malen heißt nicht Formen färben, sondern Farben formen.“ folgend, lösten sie die Farbe von der dienenden Aufgabe, den Gegenstand zu illustrieren und setzten sie frei.
Le Beaus Zugehörigkeit zum Fauvismus ist angesichts des vorliegenden Gemäldes, das aus rhythmisch gesetzten, großen Flächen und dunkel konturierten Bahnen in Primärfarben komponiert ist, nicht zu übersehen. Das Bild lebt von seiner frischen, leuchtenden Farbenpracht. Wie Camoin, der 1910 auf Korsika ganz ähnliche Landschaften malte, vertrat Le Beau einen gemäßigten Fauvismus. Blaue Akte und rote Bäume wie bei Derain oder Matisse kommen bei ihm nicht vor.
1904, ein Jahr vor der legendären Ausstellung, hatte die Galeristin Berthe Weill Le Beau bereits neben Matisse und Dufy ausgestellt. 1906 brachte ihm eine von Ambroise Vollard organisierte Ausstellung den endgültigen Durchbruch, 1911 schloss sich die bedeutende Galerie Durand-Ruel an. Le Beau war auf dem Olymp angekommen, in Frankreich, Deutschland und Russland auf Ausstellungen vertreten und wurde zu den besten Künstlern seiner Zeit gezählt. Die zwischen 1905 und 1908 geschaffenen Gemälde, zu denen die Korsika-Bilder gehören, sind Höhepunkte seines Gesamtwerks.
Angesichts der Qualität der Bilder und ihrer Ausstellungsgeschichte zu Lebzeiten des Künstlers ist es schwer zu glauben, dass Le Beau heute nur noch Kennern ein Begriff ist und nicht mehr in einem Atemzug mit den Fauvisten genannt wird. Vielleicht liegt es daran, dass ihm selbst nichts an seiner Vermarktung lag. Seine Bilder sollten für sich sprechen. Und das tun sie ja auch, laut und deutlich. Man muss ihnen nur wieder zuhören. Le Beau ist eine echte Wiederentdeckung und ein Schatz, den zu heben sich lohnt.